„Wenn man das weiterdenkt, stellt sich die Frage: Mit welchen Informations- und Kommunikationstechnologien kann eine heutige moderne Gesellschaft am Laufen gehalten und eine Stadt lebenswerter und nachhaltiger gestaltet werden“, sagt Dr. Matthias Hollick, Professor für Sicherheit in Mobilen Netzen an der Technischen Universität Darmstadt. Er umreißt das Aufgabenfeld: „Mit moderner Technologie kann eine Stadt die individuelle Mobilität ihrer Bewohner unterstützen und eine Brücke zwischen physischer und digitaler Welt schaffen – hierzu gehört, jederzeit und überall Informationen abrufen und städtische Dienste nutzen zu können. Mithilfe von Sensoren und Datenanalyse kann eine Stadt zudem feststellen, was in ihr vorgeht, wie sich die Menschen in ihr verhalten und klügere Entscheidungen treffen.“ Zudem müsse eine Stadt dafür sorgen, dass sie auch im Krisenfall funktioniert, ergänzt Hollick und erinnert: „Mit Beginn der Corona-Pandemie konnten viele problemlos ins Homeoffice wechseln, weil die digitale Infrastruktur vorhanden war.“
Darmstadt hat im Bitkom-Wettbewerb „Digitale Stadt“ das Potenzial gesehen, mithilfe von Experten herauszufinden, welche Wege der Digitalisierung die Stadt gehen kann und möchte, sprich: welche Technologien ihr und ihren Bürgern helfen können. Denn: „Digitalisierung bedeutet nicht, dass alles und jeder digitalisiert und schon gar nicht gläsern wird“, betont Professor Dr. Michael Waidner, Leiter des Fraunhofer-Instituts für Sichere Informationstechnologie SIT und Professor an der TU Darmstadt, der als Chief Digital Officer (CDO) die Stadt berät. „Digitalisierung geht auch weit über die Einführung von Informationstechnologie und deren operativen Betrieb hinaus. Sie heißt auch: Kosten und Nutzen zu betrachten und Risikoanalysen zu machen. In Darmstadt ist dabei Partizipation wichtig. Die Bürgerinnen und Bürger werden einbezogen, wie beispielsweise im Stadtlabor, und niemand wird gezwungen, etwas zu tun. Wenn jemand kein Mobiltelefon möchte, ist das völlig okay. Trotzdem werden alle von der Digitalisierung der Infrastruktur, der Verwaltung und des Handels profitieren.“
Über allem steht der Begriff „Smart City“: Eine solche Stadt verbindet mit ihrem intelligenten Netzwerk die Menschen auf digitale UND soziale Weise. Dafür muss eine Stadt zunächst Wege suchen, die Bedürfnisse ihrer Bürgerinnen und Bürger zu kennen, und anschließend die dafür passenden Strategien und Hilfsmittel finden. „Die Digitalisierung aller Lebensbereiche ist inzwischen Realität, aber nicht die Hauptsache unseres Engagements, kein Selbstzweck“, wird Oberbürgermeister Jochen Partsch nicht müde zu betonen. „Vielmehr sind es die Ziele, die wir damit erreichen können, die zählen. Deswegen war und ist der Gewinn des Digitalstadt-Wettbewerbs eine große Chance. Wir haben damit ein Experimentierfeld bekommen, auf dem wir Dinge ausprobieren konnten und können. So haben wir die Möglichkeit, genau das zu finden, was zu uns passt, damit wir uns zur sicheren Smart City entwickeln können.“ Digitalisierung kann auch dabei helfen, dass die Stadt spart, weil ihre Mitarbeiter ihre Aufgaben effizienter erfüllen können.