Um städtische Planungs- und Entscheidungsprozesse zu beschleunigen und um neue Konzepte für die urbane Lebensqualität in Darmstadt entwickeln zu können, arbeiten IT-Experten der Wissenschafts- und Digitalststadt Darmstadt intensiv daran, die erste zentrale städtische Datenplattform im kommenden Jahr in Betrieb gehen zu lassen. Die Datenplattform vernetzt Datenströme aus verschiedenen städtischen Systemen. Durch diese Integration soll ein Mehrwert gewonnen werden – insbesondere für neue Anwendungen für die lokale Ökologie, die städtische Ökonomie und dem Sozialwesen.
Die digitale Transformation bedingt Big Data. So auch in Darmstadt, wo viele unterschiedliche Daten aus Sensoren, Prozessoren und Abläufen tagtäglich entstehen. Ob es die Ver- und Entsorgung ist, das Bauwesen, die Logistik und Mobilität oder ob es Umweltdaten sind oder auch das weite Feld verwaltungstechnischer Datenverarbeitung in Ämtern und Behörden: Die Lebensströme der Wissenschaftsstadt Darmstadt sind vielerorts digitalisiert – systemtechnisch betrachtet allerdings zumeist als Insellösungen für die jeweilige Anforderung. Infolge werden die Daten separiert weiterverarbeitet. „Jedes einzelne EDV-System hat bei uns volle und gute Funktionalität. Durch die Verknüpfung der Daten aus diesen einzelnen Systemen in einer Datenplattform, werden wir weitere, detailliertere Erkenntnisse über den Ist-Zustand unserer Stadt gewinnen und können so neue Konzepte für die Stadtenwicklung generieren“, erklärt Darmstadts Oberbürgermeister Jochen Partsch.
Die Aufgabe der städtischen Datenplattform besteht darin, die städtischen digitalen Infrastrukturen, die vorhandenen Datenspeicher und private sowie öffentliche Services zu vernetzen. Sie sammelt und verteilt Daten aus diesen Quellen zum Zweck der Entwicklung und Nutzung neuer Anwendungen in Stadtentwicklungskonzepten – die letztendlich den Bürger*innen-Nutzen fokussieren. So soll in Darmstadt durch das optimierte Datenmanagement der städtischen Daseinsvorsorge die urbane Lebensqualität gewinnen. Sei es durch eine gesündere Umwelt der hochfrequentierten Quartiere, durch eine schnellere bürokratische Abwicklung oder auch durch verbesserte Sicherheitsvorkehrungen, etwa im Straßenverkehr.
Erreicht wird dies, da Darmstadts erste städtische Datenplattform ein Plus an sogenannten ereignisgesteuerten Aktionen ermöglicht, also das schnelle und gezielte Eingreifen in Situationen, die durch die verknüpften Daten erstmals deutlich sichtbar werden. Klassisches Beispiel ist die Kopplung der Daten aus Darmstadts weitläufigen Umweltmesswerten mit den Daten aus dem Verkehrsrechner des Mobilitätsamts: Steigen belastende Einträge in die Umwelt kann der motorisierte Verkehr, der sie größtenteils bedingt, optimiert werden. Auch Energiesparpotentiale werden neu erkannt, wie wenn beispielsweise adaptive Straßenbeleuchtung zum Einsatz kommt. Die Attraktivität der städtischen Datenplattform geht aber auch über die reine Anwendung hinaus. Talente aus Wirtschaft und Wissenschaft sind an urbanen Daten interessiert und insgesamt gewinnt die Wissenschafts- und Digitalstadt Darmstadt als Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort an zusätzlichen Reiz. Und da die Datenplattform teils öffentlich zugänglich sein wird, stellt sie Potential für vielerlei Innovation dar: Auch Bürger*innen die sich für die Daten interessieren, sollen 2021/2022 auf die Daten zugreifen können und vielleicht für ihr eigenes bürgerliches Engagement im Sinne von Citizen Science Vorhaben Ideen entwickeln können.
Bearbeitet und umgesetzt wird die Datenplattform, die in einem Ausschreibungsverfahren von der Wissenschaftsstadt Darmstadt beauftragt wurde, von dem Bieterkonsortium der Dienstleister ekom21 – KGRZ Hessen, der Urban Software Institute GmbH – [ui!] sowie der DARZ GmbH. Das Konsortium arbeitet daran, die notwendige technische Infrastruktur der Datenplattform aufzubauen und die Daten zu visualisieren. Dabei müssen Daten aus dem in Darmstadt installiertem Internet of Things sowie die vielen Messungen des weitläufigen Umweltsensornetzes beachtet werden, Daten aus dem Mobilitätsaufkommen einschließlich dem öffentlichen Nahverkehr und weitere nicht-personenbezogene Daten des Alltagsleben in Darmstadt. Zudem werden technische Daten aus verschiedenen Verwaltungsvorgängen eingespeist, wie beispielsweise An- und Ummeldezahlen. Insgesamt ergibt sich so das digitale Abbild der Stadt in Echtzeit, die Wissenschafts- und Digitalstadt Darmstadt pulsiert im binären Code: „Eine Herausforderung der städtischen Datenplattform liegt in den Schnittstellen, die wir eigens entwickeln müssen. Sensordaten von Messgeräten unterschiedlicher Hersteller mit eigens entwickelter Software sind primär nicht kompatibel mit Daten, die beispielsweise an einer Ampelanlage mit Kamera erfasst werden. Besonderes Augenmerk gilt jedoch der IT-Sicherheit und dem Datenschutz. Wir verarbeiten zu keinem Zeitpunkt personenbezogene Daten sondern ausschließlich Zählerwerte oder Daten aus Sensoren“, erklärt Projektleiter und Geschäftsführer der Digitalstadt Darmstadt GmbH, José David da Torre Suaréz. Und OB Jochen Partsch weiter: „Durch die Visualisierungen der städtischen Datenplattform können die Anwender durch eingängige Grafen und Zähler oder andere Darstellungen schnell erfassen, was sich hinter den Werten, Zahlen und Messungen in Darmstadts Stadtgebiet versteckt und sie sollen selbst Schlüsse ziehen. Unsere Stadt wird transparenter als jemals zuvor“