40.000 Patientinnen und Patienten lassen sich pro Jahr im Klinikum Darmstadt stationär behandeln – für jeden Kranken fallen im Durchschnitt 75 Einzeldokumente an. Viele dieser Dokumente müssen 30 Jahre revisionssicher aufbewahrt werden – da kommen auf dem Papierweg schnell dutzende Regalmeter Patientenaktenarchiv zusammen. Die digitale Patientenakte revolutioniert den Informationsfluss und spart viele Quadratmeter Lagerfläche.
„Verschiedene Fachabteilungen, die in einem Krankenhaus zusammen am Patienten arbeiten, können zeitgleich und gemeinsam auf diese Dokumente zugreifen und haben immer die Einsicht auf vergangene Behandlungsfälle“, erläutert der IT-Abteilungsleiter im Klinikum Darmstadt Gerhard Ertl.
Im Jahr 2015 wurden innerhalb von vier Monaten rückwirkend alle Patientenakten eines Jahres gescannt und zugleich alle neuen Fälle direkt digital angelegt. Stück für Stück können so die Archivräume verkleinert und der Papierbedarf gesenkt werden. Und alle Informationen sind immer überall verfügbar.
Der Datenschutz ist dabei stets gewährleistet, verspricht Ertl. Der Zugriff auf Daten erfolgt über das Krankenhausinformationssystem Medico – Unbefugte haben darauf keinen Zugriff. Ein weiterer Vorteil der digitalen Archivierung: Leistungs- und Abrechnungszahlen lassen sich schneller und umfangreicher auswerten. Das erleichtert und beschleunigt medizinisches Controlling genauso wie die Abrechnung mit dem Medizinischen Dienst der Krankenkassen.
Mediziner haben am Klinikum Darmstadt die Möglichkeit zu jeder Tages- und Nachtzeit auf alle Anamnesen, Befunde, Arztbriefe, OP-Berichte, Bilder und Laborwerte zuzugreifen. Dafür müssen alle Systeme ineinandergreifen: Das Krankenhausinformationssystem mit der Langzeitarchivierung, das System zur Archivierung aller Bilddaten aus der Radiologie, dem Labor und der Pathologie.
Die mobile Visite rundet die Vorzüge der digitalen Patientenakte ab: „Bei der Visite im Krankenzimmer können alle Ärzte mit Hilfe des mobilen Visitewagens auf alle Dokumente zugreifen, gemeinsam beraten und dem Patienten zum Beispiel die neuesten Bilder von der OP oder radiologischen Untersuchung zeigen“, sagt Ertl. Dafür wurden ein flächendeckendes WLAN-Netz im Klinikum eingerichtet und alle Stationen mit mobilen Visitewagen ausgestattet.
Nächster Schritt auf dem Weg zur Digitalisierung: Ein Tool zur Vitalwerterfassung der Patienten für Pflegekräfte des Klinikums steht vor der Einführung. Dann soll auch die Pflege die mobilen Visitewagen für die Dokumentation des Blutdrucks, Temperatur, Puls und Atmung nutzen. Auch Möglichkeiten der Telemedizin werden am Klinikum Darmstadt bereits genutzt: Via Teleradiologie werden kleinere Krankenhäuser im Umkreis unterstützt. Sie nutzen die besondere Expertise und lassen Röntgenbilder fernbefunden.