Wissenschaftsstadt Darmstadt fokussiert ,Schlaues Wasser – ein Projekt für Wasser, integrierte Stadtentwicklung und Klimaresilienz‘.
Darmstadts Wasser-Management wird smart. Unter dem Projekttitel ,Schlaues Wasser‘ startete in dieser Woche ein großes Kollaborationsprojekt mit vielen Darmstädter Akteurinnen und Akteuren aus Wissenschaft, Wirtschaft und Interessensvertretungen. Sie entwickeln ab sofort Ideen, wie die Wasserkapazitäten Darmstadts schlauer als zuvor bewirtschaftet werden können. Durch ein breites Beteiligungsangebot sollen auch die Bürgerinnen und Bürger dazu aktiviert werden, Ideen für Darmstadts schlaues Wasser zu entwickeln.
„Schlaues Wasser Darmstadt ist eine neue Maßnahme für eine klimaresiliente Stadt“, erklärte Darmstadts Oberbürgermeister Jochen Partsch bei der Online-Auftaktveranstaltung: „Wir haben ganz aktuell in Hessen einen neuen Sonnenscheinrekord im März mit fast 200 Sonnenstunden und zugleich den sehr bedenklichen Negativwert von nur sieben Liter Regenwasser auf einen Quadratmeter. Wasser ist eine zentrale Lebensgrundlage – und sie schwindet immer mehr. Also werden wir in den kommenden fünf Jahren unser Wasser-Management neu überdenken und investieren eingeworbene Fördergelder in Höhe von 14,7 Millionen Euro aus dem Programm ,Smart Cities made in Germany‘ in eines der wichtigsten Klimathemen unserer Zeit, in das Wasser. Dazu verbinden wir unsere Digital- und Klimazielstrategien stärker als zuvor mit dem Ziel, Resilienz zu erzeugen.“
Die Materie ist komplex. Denn es gehe nicht darum, so Oberbürgermeister Jochen Partsch weiter, dass man feststelle, dass Regen ausbliebe. Vielmehr ginge es darum, konkrete Maßnahmen zu entwerfen und umzusetzen. Wie lässt sich mit der schwindenden Ressource besser haushalten? Wo gibt es noch ungenutzte Potenziale zur Wassergewinnung? Drei sogenannte Fokusgruppen wurden hierfür vorgestellt. Ihre Aufgabe, wasserbedingte Herausforderungen auszuformulieren und Bewältigungsstrategien zu entwerfen. Ihr Kerninstrument hierfür, digitale und weitere Innovationstechnologien. Mit ihnen lassen sich nämlich mehrdimensionale Fragestellungen bearbeiten und Lösungsszenarien simulieren, um beispielsweise zu eruieren, was sich unter zukünftigen, ausdauernden Trockenperiode verändern muss. Erfahrung mit digitalen Konzepten in der Daseinsvorsorge konnten in den vergangenen Jahren die Digitalstadt Darmstadt sowie weitere Unternehmen der Stadtwirtschaft sammeln, um etwa Abfall, ÖPNV oder auch die Energieversorgung von Straßenlaternen intelligenter zu steuern. Gemeinsam mit dem Amt für Wirtschaft und Stadtentwicklung tragen daher die Digitalstadt Darmstadt und die Heag Holding die Verantwortung für dieses Projekt.
„Der Klimawandel ist in Darmstadt längst angekommen und die Landesbehörden prognostizieren noch längere Trockenperioden, Wärmeanstieg und weniger Niederschlag“, erläuterte Umweltdezernent Michael Kolmer. „Wir brauchen schlaue Lösungen, um in dieser eigentlich schon Akutsituation klimaresilienter zu werden. Unsere Ausgangslage hierfür ist gut. Wir haben dank des integrierten Klimaschutzkonzeptes den Klimaschutz zur obersten Priorität gemacht und können das Thema Smart Water schnell angehen.“
Wie kann Regenwasser besser genutzt werden? Lassen sich Brunnen und Zisternen wiederbeleben oder modernisieren? Kann man den Wasserverbrauch jedes Haushaltes senken und gleichzeitig öffentliche Grünanalgen intelligent wässern, so dass Flora und Fauna trotz Trockenperioden wachsen, gedeihen und kühlen? Wie lassen sich generell innerstädtische Kühlungseffekte erzeugen bei reflektierenden und aufgeheizten Fassaden. Kann man genau diese Energie umlenken? Und wie lassen sich Korrosion und andere Effekte im Kanalsystem unter Starkregenereignissen vermeiden, wenn es zuvor lange trocken lag? Können Wassermassen aus Hagel und Starkregen gespeichert werden? Diese und viele weitere Fragen werden von den Fokusgruppen bis in den Herbst dieses Jahres in Workshops diskutiert. In ihnen versammeln sich Vertreter mit einschlägigem Vorwissen aus Wissenschaft, Wirtschaft, Stadtverwaltung und -wirtschaft sowie zivile Interessensvertreterinnen und -vertreter. Mit dabei, auch Holger Klötzner, Dezernent für Digitalisierung und Bildung in Darmstadt: „Die Digitalisierung hilft uns, technisch, komplexe Prozesse intelligenter zu steuern. Wir werden in den nächsten Monaten hoffentlich viele Impulse aus den Fokusgruppen und der Bürgerschaft bekommen für den intelligenten Umgang mit Wasser in unserer Stadt. Umsetzen werden wir viele der Bürger- und Fokusgruppen-Ansätze dann ab dem Jahr 2023.“
Hintergrund:
Schlaues Wasser Darmstadt – Smart City Projekte für eine integrierte Stadtentwicklung und Klimaresilienz wird im Kontext der BMI-Förderlinie ,Modellprojekte Smart Cities‘ und ,Smart Cities made in Germany‘ umgesetzt. Ziel ist, in Darmstadt mithilfe digitaler und smarter Anwendungen klimaresiliente Strukturen aufzubauen. Vor dem Hintergrund zunehmender Dürreperioden und Starkregenereignissen liegt dabei der Schwerpunkt auf das Thema ,Wasser in der Stadt‘. Das Projekt verfolgt den Anspruch ganzheitlich, kollaborativ und sozialverträglich ausgestaltet zu sein. Damit unterstützt es die integrierte Stadtentwicklung und den Netzwerkstadtcharakter Darmstadts.
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